Viele Musiker*innen stehen auf einer Bühne

2025

Plattbeats-Finale am 21.11. im Rider’s Café in Lübeck

Plattbeats 2025: Siegerin Eythee begeistert mit plattdeutschem Art-Pop
Richtig spannend wurde es am Abend des 21. Novembers 2025 im Lübecker Rider’s Café. Dort veranstaltete in diesem Jahr das Länderzentrum für Niederdeutsch das Finale des plattdeutschen Songcontests Plattbeats, in dem seit 2018 junge Nachwuchsmusikerinnen zwischen 15 und 35 die Regionalsprache Plattdeutsch auf die Bühne bringen.

Unter den 11 diesjährigen Beiträgen konnte besonders die Sängerin Eythee mit einer theatralischen Art-Pop-Performance Publikum und Jury gleichermaßen begeistern. Ihr Lied ‚Ies‘ (übersetzt ‚Eis‘), in dem sie von ihrem Leben mit Migräne erzählt, wurde damit zum plattdeutschen Song des Jahres gekürt. Sie konnte den mit 700 Euro dotierten Preis mit nach Lüneburg nehmen. Den zweiten Platz räumte die Liedermacherin Lena Finck- Stoltenberg aus der Nähe von Kiel mit dem Song ‚Weet Ji, wat Ji wüllt?‘ (übersetzt ‚Wisst Ihr, was Ihr wollt?) ab, auf dem dritten Platz landete die Bad Oldesloer Band Commander Nilpfred (Achtung: Schreibung!) mit ihrem ‚Powerpoppunkrock‘-Song ‚H2Co3‘. Ebenfalls prämiert wurde das HipHop-Kollektiv Never Enough aus Wahlstedt für die energiegeladene Performance ihres Songs ‚Eric62‘ – die Musikerinnen gewannen damit
einen zusätzlichen Geldpreis von 200 Euro.

Los ging es um 20 Uhr: Aus ganz Norddeutschland brachten die Teilnehmenden im Rider’s Café verschiedenste Musikgenres auf die Bühne. Einfach haben sie es der Jury dabei nicht gemacht: So brachten etwa die Hardcore-Punk-Band Frevel (Bad Segeberg) oder die Metal-Band Mementomorium (Hamburg) den Boden zum Beben. Ruhiger wurde es hingegen mit der gefühlvollen Liedermachermusik Lennon von Sehts (Neumünster) oder den Texten des Rappers Tille (Pritzwalk). Parlamentsvizepräsidentin Eka von Kalben begrüßte die Teilnehmer:innen und Gäste der Veranstaltung stellvertretend für die krankheitsbedingt kurzfristig ausgefallene Landtagspräsidentin und Plattbeats- Schirmherrin Kristina Herbst.

Am Ende war es schließlich Eythee, die mit ihrer ausdrucksstarken Stimme und experimenteller Produktion das Publikum zu begeistern wusste. Bereits 2023 stand sie bei Plattbeats im Hamburger LOGO auf der Bühne, damals belegte sie den zweiten Platz. Dieses Jahr verband sie ihre Musik mit einer kunstvollen Bühnenshow: Unter einem schwarzen Schleier betrat sie zu atmosphärischen Klängen die Bühne, dann sorgte sie mit ihrem kraftvollen Gesang und elektronischen Sounds für Gänsehaut.

In der Kombination aus Musik und Performance sieht auch Jurymitglied Ulrike Stern (Schwerin) die besondere Qualität des Beitrags: „Eythee war einfach ein Gesamtkunstwerk. Der Auftritt war persönlich, künstlerisch und mitreißend – rundum großartig“. Gemeinsam mit den Jurymitgliedern Thomas Naedler (Schwerin) und Jan Wulf (Hamburg) verlieh sie Eythee somit den ersten Platz.

Moderiert wurde das Finale von Thorsten Börnsen, Geschäftsführer des Länderzentrums für Niederdeutsch. Für ihn ist Plattbeats eine besondere Chance, junge Talente an die Regionalsprache heranzuführen:

„Das war ein spannendes Finale, dass einmal mehr unter Beweis gestellt hat, dass auf Plattdeutsch alles geht – auch musikalisch.“

Plattdeutsch-Fans aus Mecklenburg-Vorpommern können sich bereits jetzt auf kurze Wege im nächsten Jahr freuen. 2026 wird das Plattbeats-Finale im benachbarten Bundesland zu Gast sein.

Teilnehmende

Lena Finck-Stoltenberg (2. Platz)

Lena Finck-Stoltenberg ist eine junge Dichterin und Liedermacherin aus Norddeutschland. Auf Deutsch, Englisch und Plattdeutsch schreibt sie leichte und tiefgründige Lieder und Gedichte, die zum Schmunzeln, Mitfühlen und Nachdenken anregen. Seit 2022 ist sie mit ihrem Soloprogramm „Erinnern“ auf verschiedenen Bühnen unterwegs und berührt das Publikum mit ihrer warmen, klaren Stimme und ihren ermutigenden Texten.

Bei Plattbeats 2025 war sie mit ihrem Song „Weet ji watt ji wüllt“ dabei, der sich mit der Frage danach beschäftigte, was man wirklich möchte und wie man das erkennt.

Commander Nilpfred (3. Platz)

Der Commander Nilpfred macht Powerpoppunkrock (also wohl eher Punkpop als Poppunk) mit Akustikgitarre. Auf deutsch. Seit 2016. Deutlich flotter als man das von einem Nilpfred vermuten würde. Die Commander sind: Jasper (Schlagzeug und Gesang), Tobi (Akustikgitarre und Gesang), Bernd (Gesang und Bass), Felix (E-Gitarre und Gesang). Immer gut gelaunt, aber nicht in der Lage, schlüssig zu erklären, „was der Scheißname bedeutet“.

Mit ihrem Song „H2CO3“ über eine besondere Freundschaft waren sie bei Plattbeats 2025 dabei. Die Version, die ihr auf dieser Seite hören könnt, ist noch nicht fertig abgemischt.

Never Enough (Sonderpreis)

NEVER ENOUGH ist ein siebenköpfiges Künstlerkollektiv aus Deutschland, genauer gesagt größtenteils aus Wahlstedt, Schleswig-Holstein, das sich im Bereich HipHop bewegt. Was NEVER ENOUGH auszeichnet, ist die Vielfalt ihrer individuellen künstlerischen Hintergründe innerhalb des HipHop. Durch ihre Zusammenarbeit kreieren sie einen einzigartigen Sound, der so in der Form bisher nicht existiert.

Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeitsweise ist die Eigenständigkeit. Sie produzieren ihre Musik komplett selbst – von der Beat Produktion über den Gesang bis hin zum Mix und Master. Bei Plattbeats 2025 waren sie mit ihrem Song „Eric62“ und Konfettikanonen dabei.

Frevel

Das Motto der Hardcorepunk-Band Frevel aus Bad Segeberg ist: „Unkommerziell, antifaschistisch und voll auf die Fresse!“ Frevel spielten ihr erstes Konzert am 4. Mai 2019 auf dem Müssen-Festival. Seitdem haben sie regelmäßig Auftritte in autonomen Zentren und auf Bauwagenplätzen. Im Juli 2022 erschien ihr Album „Bullen, Bonzen, BRD“, im März 2024 „Live im Lokschuppen“.

Bei Plattbeats 2025 waren sie mit ihrem Song „De Maschien“ dabei.

Kommando Pimperle

Kommando Pimperle aus Flensburg machen verspielten theatralen Funrock und sorgen ähnlich wie das Partyspiel für Überraschungen. Birk, Vicky, Jasper und Mathis spielen in ihrer Bass-Drums-Gitarre Combi selbstgeschriebene deutschsprachige Lieder, die sowohl im Genre (Pop-Punk-Metal-Funk-Blues etc.) als auch in der Ernsthaftigkeit stark variieren können.

Gegründet im April 2023 waren Spielorte der Band bisher Clubs, Bars, Demos und Stadtfeste in Flensburg, Husum und Hamburg. Der Release der ersten Single „Naturgewalt“ erfolgte im Juni 2025.

Bei Plattbeats waren sie mit ihrem Song „Hüte deine Zunge“ dabei. Darin geht es um Sprichwörter, Redewendungen und Plattitüden – kurz: um Sprache.

Person mit Akustikgitarre vor roter Backsteinwand

Lennon von Seht

„Das bodenständige Nordlicht“. So versteht sich der Liedermacher Lennon von Seht aus Neumünster, wenn er mit seiner klaren, kräftigen Stimme über traditionellen Pickings Momentaufnahmen des Lebens besingt. Konkret auf den Nagelkopf zielend, ihn dann wieder charmant umspielend, schafft er es Geschichten zu erzählen, die das Publikum zum Schmunzeln oder Nachdenken bringen, aber immer berühren.

Bei der 2025er-Ausgabe von Plattbeats war er mit seinem Lied „Morgen kann noch töven“ dabei.

Malte Schöning

Malte Schöning ist Singer-Songwriter aus Hamburg. Er schreibt auf Englisch, Deutsch & op Platt & hat im Molotow & LOGO Hamburg, im BETT Frankfurt sowie auf der NDR-Bühne der Kieler Woche gespielt – ebenso wie in Italien, Großbritannien & Spanien. Ob Hochzeit, Stadtfest, Partyboot, Irish Pub oder Hotelbar – der Junge ist rumgekommen & spielt bis heute Straßenmusik-Gigs für alle.

Seine Debut-Single auf Spotify („AIDA“) ist ein politisches Statement, dass es seit letztem Jahr auch op Platt gibt: Während Kreuzfahrtschiffe über das Mittelmeer fahren, ertrinken Geflüchtete – „uns hat nur der Zufall privilegiert“. Das Lied erzählt von seiner Begegnung mit einem Holocaust-Überlebenden & teilt dessen Vision von einer Welt, in der Grenzen, Rassismus und Ungleichheit überwunden sind.

2025 war Malte mit einem Liebeslied am Start – „Schnatz“.

Mementomorium

Die junge Band Mementomorium aus Hamburg spielt Nu/Death Metal. Bei Plattbeats 2025 nahmen Mementomorium mit ihrem Song „Mental Mess“ über Gedankenverwirrung und Wahnsinn teil.

Nono

Schon im Alter von 11 Jahren schnappte sich Nono die Gitarre seines Bruders und nahm erste Ideen auf Tape auf. Das, was sich daraus entwickelt hat, schallt heute aus einer Drum Machine, während uns der Multiinstrumentalist auf eine Reise in eine andere Welt mitnimmt. Ob es Conga-Samples, Disco- Synths oder eine hochgestimmte Western-Gitarre ist – Nono bearbeitet sie, bis es gut klingt.

Leider konnte Nono krankheitsbedingt mit einer plattdeutschen Version seiner Debütsingle „Ernie & Bert“ nicht beim Finale dabei sein.

Peanut Butter Jam

Die Kieler Funk-/Gospel- und Soul-Formation Peanut Butter Jam waren nach Auftritten auf der Kieler Woche mit ihrem Song „Roulette“ über Liebe, Glauben und die Frage, ob alles bloß Zufall ist, bei Plattbeats 2025 in Lübeck dabei.

Person mit Glatze und Strickpullover vor einem Spielplatz, im Hintergrund Bäume und ein Häuserblock

Tille

Tille ist ein junger Rapper aus der brandenburgischen Kleinstadt Pritzwalk, der mit seiner Musik echte Gefühle und klare Worte verbindet. Er erzählt Geschichten, die ehrlich, verletzlich und zugleich selbstbewusst klingen. Er kombiniert melodische Hooks mit introspektiven Texten und einem unaufgeregten, aber markanten Rapstil.

Für Plattbeats hat Tille seinen Song „Pretty“ auf Platt eingesungen und beim Finale in Lübeck präsentiert.

Eindrücke

Fotos: Florian Klein

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