Bei einem Konzert mit Fuxx, den Plattbeats-Gewinnern 2019, trafen wir die Zweitplatzierten Zwo Eins Risiko zum Gespräch. Im Interview sprechen die Brüder Valentin und Leo Keller über ihren Erstkontakt mit der plattdeutschen Sprache, musikalische Herausforderungen bei der Übersetzung und ihr erstes Treffen mit Plattbeats-Chef Thorsten Börnsen.

Plattbeats: Hattet ihr vorher schon Kontakt mit Plattdeutsch oder war Plattbeats eure erste Begegnung mit dieser Sprache?

Leo: Nein, das war tatsächlich das erste Mal. Das hat es gerade so interessant gemacht. Unsere Familie kommt ursprünglich aus Hessen, obwohl wir gebürtige Hamburger sind. Da wird ja so richtig geschwätzt und gebabbelt. Und als es dann hieß, dass es um Plattdeutsch ginge, dachten wir erstmal, dass wir dazu ja gar keine Berührungspunkte haben. Wir wussten gar nicht, wie wir das übersetzen sollten. Aber es war gleichzeitig sehr interessant und reizvoll.

Valentin: Es war eine Herausforderung, der wir uns einfach mal stellen wollten.

Plattbeats: Wie hat sich diese Herausforderung dann für euch gestaltet? Wie war es, mit einer Sprache umzugehen, zu der ihr gar keine Berührungspunkte habt?

Valentin: Wir hatten das große Glück, dass Thorsten [Leiter des Projekt Plattbeats] uns den Text komplett übersetzt hat. Wir haben uns dann auch mal getroffen und er hat einen Abend komplett Platt mit uns gesprochen. Man versteht dann doch mehr, als man denken würde.

Leo: An dem Abend saßen wir an der Bar, haben unser Bierchen getrunken und dann kam Thorsten dazu und begrüßte uns gleich in lupenreinem Plattdeutsch. Da wussten wir sofort, dass er der Typ war, auf den wir gewartet hatten. (lacht) Er hat das auch den ganzen Abend durchgezogen.

Valentin: Einmal saßen wir auch da und er hat gesagt: „OK, ich sehe eure Gesichter, das habt ihr jetzt nicht verstanden.“ (lacht) Er hat es uns sehr erleichtert, ist mit uns durch den kompletten Text gegangen und hat es dann auch nochmal für uns gesprochen aufgenommen. So konnte ich dann aus seinem Schrieb und seiner Audio entziffern, wie ich es im Song singen müsste. Ich habe das dann immer wieder gelernt und mir reingeprügelt. In der Probe war die größte Herausforderung, beim Song nicht wieder in den gewohnten, hochdeutschen Text zu verfallen. Und das hat sich dann wiederum so eingegroovt, dass ich nach Plattbeats beim Hochdeutschen ständig ins Platt verfalle.

Leo: Der Text ist ja auch nicht 1:1 übersetzt worden.

Valentin: Genau, das ginge ja auch gar nicht, das fanden wir aber vollkommen OK. So lernt man nebenbei noch ein paar plattdeutsche Sprichwörter kennen.

Plattbeats: Und Thorsten ist dann mit euch so ganz akkurat durchgegangen, wie der Text gestaltet werden kann?

Valentin: Genau, an dem Abend hatte er schon etwas vorbereitet und hat uns dann immer gefragt, ob es OK wäre etwas abzuändern, weil es auf Platt keinen Sinn machen würde.

Plattbeats: Wie lange hast du dann gebraucht, um dir das reinzutrommeln?

Valentin: Schwer zu sagen, ich denke so in zwei bis drei Tagen bekommt man das hin.

Leo: Dann dazu zu spielen ist aber auch nochmal eine Herausforderung.

Plattbeats: Ist das so? Weil die Signalwörter andere sind?

Leo: Also mein Gesangspart besteht ja in diesem Fall nur aus „Keen Macht för de Drögen“, das ist nicht wirklich ein Problem.

Valentin: Aber dadurch, dass du andere Phrasierungen hast, wird es schon schwieriger, dann wieder gleichzeitig zu spielen. Aber auch das ist Übungssache, man bekommt das hin.

Plattbeats: Und wie klingt der Song jetzt für euch, nachdem er in einer Sprache steht, in der er ursprünglich gar nicht gedacht war?

Leo: Es hat schon ziemlich gut funktioniert. Es war die meiste Zeit wirklich ein guter Sprachflow drin, das war allgemein schon geil.

Plattbeats: Ich fand auch schon vor dem ersten Hören des Songs, das Platt eigentlich ziemlich gut zu euch passen müsste. Ich kanns mir selbst nicht so richtig erklären, aber Valentin, du hast so eine Art zu singen, die sich da für mich irgendwie logisch anfühlt.

Valentin: Ich singe eher unmelodisch, einer meinte mal, dass ich fast schon pöbele. Mit „Pöbeln“ würde ich Platt jetzt nicht in Verbindung bringen, schon aber zu diesem etwas sprechartigen Duktus. Du hast im Platt ja auch gleichzeitig so einen kleinen Singsang, vielleicht ist das einfacher, wenn man keine Melodie hat, da irgendwie noch Platt rein zu singen.

Leo: Wir haben die eine Nummer ja sogar im Studio aufgenommen und haben für zwei andere Songs – „Anarchie Made In Germany“ und „Herz“ – jetzt auch noch die Texte bekommen. Wir sind sehr gespannt, was damit noch passiert. Wir wollen das schon gerne weiterverfolgen. Wir wollen jetzt nicht die ganze Zeit Platt machen, aber nebenher fände ich das voll geil.

Valentin: Der erste Song hat nun mal gut funktioniert. Da sollte man was draus machen.

Plattbeats: Wenn ihr an das Finale im letzten Jahr zurückdenkt, habt ihr da noch einen Act in Erinnerung, der euch besonders gut gefallen hat?

Beide (sofort): LPP143!

Valentin: Der war supergeil, habe ich mir danach auch noch ein paar Mal angehört. Fuxx auf jeden Fall auch, die sind ja bei diesem Konzert heute auch dabei. Wir haben uns damals mit denen auch gleich connected. Mit Brandmann wollen wir auch noch unbedingt eine Show spielen. Das wird aber gerade schwierig, weil einer von denen ja gar nicht aus Hamburg kommt und der eine auch gerade Vater geworden ist. Der hat also erstmal anderes zu tun.

Leo: LPP war auch wirklich einfach ein krasses Bild. Der Kerl kommt da einfach mit seinem HP-Laptop an, man ahnt nichts und dann legt der plötzlich volle Kanne auf Platt los. Voll gut!

Plattbeats: Dass ihr heute Abend mit Fuxx zusammenspielt, zeigt ja auch, dass das Finale insgesamt scheinbar in guter Erinnerung geblieben ist und dass ihr euch gut mit den anderen verbunden habt.

Leo: In der Tat. Wir waren anfangs eigentlich ein bisschen skeptisch, ob das mit einem Song pro Band so gut aufgehen würde. Aber auch da hat man gemerkt, dass ein einzelner Song schon reicht, um einen guten Eindruck von den Bands zu bekommen. Und mit Fuxx haben wir uns auch schon von Anfang an gut verstanden, die Mucke hat uns dann auch gefallen. Das war wirklich ein gutes Event!

Plattbeats: Letzte und wichtigste Frage: Habt ihr den gewonnen Instrumentengutschein schon ausgegeben?

Leo: Nein, aber wir wissen schon wofür.

Plattbeats: Und zwar?

Leo: Entweder noch ein kleines Mischpult für Valentin oder neue Becken für mich. Die habe ich komplett geschrotet. Aber ich fürchte, dafür reicht die Kohle nicht. (lacht)

Zwo Eins Risiko haben mit Jakob von Plattbeats nach ihrem Auftritt geplauscht und ihre Teilnahme bei Plattbeats Revue passieren lassen.